Foto: Achim Pohl (Bistum Essen)
Kirchenvorstand soll Größe der neuen Kirche im künftigen Krankenhaus und viele weitere Anmerkungen nun mit Krankenhausbetreiber Contilia verhandeln.
Nach dem Kirchenvorstand hat am Dienstagabend, 5. Februar, auch der Pfarrgemeinderat über den ersten Entwurf des Kaufvertrags für die Pfarrkirche am Karlsplatz diskutiert. In der öffentlichen Sitzung nahmen auch rund 80 weitere Mitglieder der Pfarrei die Gelegenheit wahr, erstmals Details aus dem Vertragsentwurf zu erfahren, den der katholische Krankenhaus-Betreiber Contilia der Pfarrei vorgelegt hat. Contilia möchte auf dem Gelände des bisherigen Marienhospitals und der Kirche St. Johann Baptist ein modernes, größeres Krankenhaus bauen, in dem es dann auch eine neue Kirche für die Gemeinde St. Johann Baptist gibt.
Unter anderem die Größe dieser künftigen Kirche stand am Dienstagabend in der Diskussion – sowohl unter den Pfarrgemeinderats-Mitgliedern als auch mit den Gästen. Im ersten Vertragsentwurf der Contilia sei bislang von einer Kirche „mit rund 150 Quadratmetern Fläche und ca. 100 Sitzplätzen“ die Rede, erläuterten die Juristen Marcus Klefken, Leiter des Dezernats Kirchengemeinden im Bistum Essen, und Rudolf Gewaltig aus der Stabsabteilung Recht des Bistums, die den Vertragsentwurf in der Sitzung auf Wunsch des Kirchenvorstands vorstellten. Auch der Kirchenvorstand habe diesen Punkt bereits kritisiert, so Klefken, „da ist noch Luft nach oben“. Ein Gast der Sitzung verwies darauf, dass in St. Johann Baptist regelmäßig 350 Gläubige die Sonntagsmesse besuchten. „Hier wird auf jeden Fall nachverhandelt“, stellte Klefken klar. Wichtig sei, „dass im Vertrag überhaupt eine Zahl steht“, ergänzte Gewaltig. Damit kann „eine Mindestzahl rechtlich abgesichert werden. Dass diese Zahl so hoch wie möglich sein sollte, darin sind wir uns einig.“ Und der Kirchenvorstands-Vertreter im Pfarrgemeinderat, Ulrich Hütte, bekräftigte: „Unser Ziel im Kirchenvorstand ist, in den Verhandlungen mit Contilia das Bestmögliche für die ganze Pfarrei und die Gemeinde herauszuholen. Wenn der Vertrag am Ende nicht entsprechend aussieht, werden wir nicht unterschreiben.“
Das weitere Verfahren sieht vor, dass sich der Kirchenvorstand in seiner nächsten Sitzung am 11. Februar mit den Einwänden und Ergänzungsvorschlägen zum Vertragsentwurf befasst, die aus den eigenen Reihen, vom Pfarrgemeinderat und von anderen Pfarrei-Mitgliedern eingegangen sind. Nach dieser Sammlung wird dann eine Verhandlungsgruppe des Kirchenvorstands die Themen mit Contilia debattieren. Neben der Kirchen-Größe dürfte auch der bislang noch nicht fixierte Beitrag der Contilia zum Umbau des Jugendheims, das auch zukünftig für die vielfältige Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde in St. Johann Baptist zur Verfügung stehen wird, ein Diskussionspunkt werden. „Es gibt jede Menge Ideen, zum Beispiel einen behindertengerechten Aufzug, eine professionelle Küche, eine Vergrößerung des Saals im Erdgeschoss und eine Aufrüstung des Außengeländes“, erläuterte Kirchenvorstands-Vertreter Hütte, „das muss jetzt mit Contilia verhandelt werden.“ Der ausverhandelte Vertrag werde dann dem Pfarrgemeinderat vor der abschließenden Beschlussfassung durch den Kirchenvorstand vorgelegt, so Klefken.
Zahlreiche für die Pfarrei wichtige Punkte sind bereits im vorliegenden ersten Vertragsentwurf festgelegt, erläuterten Gewaltig und Klefken. So soll es neben der Kirche eine Sakristei und ein Pfarrbüro im Klinik-Gebäude geben – und Versammlungsräume des Krankenhauses werden ebenfalls für die Gemeinde nutzbar sein. Die beiden Juristen betonten, wie sehr die Kirche in dem Vertragswerk abgesichert werde: Die Kirche und die Sakristei würden im Grundbuch als „Dienstbarkeiten“ eingetragen und damit langfristig gesichert, betonte Gewaltig. Dies sei wichtig, falls das Krankenhaus irgendwann einmal den Besitzer wechseln sollte: „Da kann dann nicht ein neuer Besitzer gegen den Willen der Pfarrei die Kirche verändern“, so Gewaltig. Im Vertrag ist ebenfalls festgelegt, dass die Kirche einen eigenen, ebenerdigen Eingang zum Karlsplatz erhält und dass die Gemeinde das Inventar ihrer bisherigen Kirche nach dem Verkauf mitnehmen und – wenn gewünscht – in die neue Kirche einbringen kann. Ein gemeinsamer Ausschuss mit Vertretern von Kirchengemeinde und Contilia sowie Kirchenkunst-Experten soll die Gestaltung der neuen Kirche im Krankenhaus beraten – auch das ist im Vertragsentwurf von Contilia bereits vorgesehen. Zudem legt der Entwurf fest, dass die Kirche nach dem Verkauf „noch mindestens ein Jahr lang“ von der Gemeinde genutzt werden kann. Hier warben Pfarrgemeinderats-Mitglieder dafür, über den Kaufvertrag so gut wie möglich abzusichern, dass die bisherige Kirche tatsächlich erst dann abgerissen wird, wenn Contilia das Krankenhaus mit der neuen Kirche auch tatsächlich baut.
Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Michael Rüsing, brachte die Bücherei und die Kleiderkammer ins Spiel, für die bei den geplanten Änderungen auch Lösungen gefunden werden müssen. Gerade bei der Bücherei gibt es durchaus die Idee, dass diese mit einem Standort im Krankenhaus künftig sowohl den Gemeindemitgliedern als auch den Patienten zur Verfügung stehen könnte.
In der Aussprache über den Vertragsentwurf gab es zahlreiche Nachfragen und Kommentare. Einige Gäste stellten zudem das gesamte Vertragswerk in Frage und wünschten sich eine breitere Diskussion über mögliche Alternativen zum Krankenhaus-Neubau auf dem Kirchengelände. Der Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Rüsing nahm auch diese Anregung auf. „Sie müssen den Leuten klar sagen, warum man nicht die Kirche erhalten und gleichzeitig das Krankenhaus neu bauen kann“, sagte ein Gast. Rüsing verwies jedoch darauf, dass die Contilia-Vertreter in der Pfarrversammlung im Dezember ausführlich dargelegt hätten, dass ein Klinik-Neubau am Standort St. Johann Baptist auf Grund der benötigten Grundfläche nur unter Einbeziehung des Kirchengrundstücks funktioniere – und in Altenessen sowie in den anderen Stadtteilen des Essener Nordens kein anderer geeigneter Standort für ein neues Krankenhaus zur Verfügung stehe.
Die Pressemitteilung wurde von Thomas Rünker erstellt. Sie wurde von Pfarradministrator Thomas Zander und den in der Erklärung namentlich genannten Personen bearbeitet und ergänzt.