Am 7. Oktober wurde in der Schutzengelkirche der feierlichen Grundsteinlegung vor 100 Jahren gedacht.
Der Bau der Kirche in Essen-Frillendorf, seit 1988 Baudenkmal der Stadt Essen, begann vor 100 Jahren in einer bemerkenswerten Zeit. Der Baubeginn kurz nach dem Ende des ersten Weltkrieges, fiel in das Jahr der Ruhrbesetzung 1923 und damit in eine Zeit die als politischer und wirtschaftlicher Ausnahmezustand bezeichnet werden kann. Hunger, Unruhen, Streiks und Hyperinflation waren Teil dieser Zeit. Im Text der Grundsteinurkunde steht geschrieben, „In unserer äußerst unruhigen Zeit, als ein Pfund Brot 5 Millionen Mark kostete, ist mit öffentlichen Mitteln, unter Mithilfe der Pfarrangehörigen durch den Architekten Professor Körner von den Brüdern Brecklinghaus die Pfarrkirche erbaut worden.“
Der ungewöhnliche Baustil der Kirche wird dem Ziegelstein- oder Backsteinexpressionismus zugeordnet. Ungewöhnlich wie der Baustil ist auch die Bauzeit der Kirche, denn bis zu ihrer Fertigstellung 1989 vergingen 66 Jahre. Schon ein Jahr nach der Grundsteinlegung wurde Weihnachten 1924 die erste Hl. Messe im Rohbau der Kirche gefeiert, doch der weitere Auf- und Ausbau ging aus Geldmangel nur sehr zögerlich vonstatten. Noch bevor der Kirchbau fertig war, traten erste Bergschäden auf, später kamen Kriegsschäden dazu, erst 1958 wurde der Glockenturm vollendet und schließlich konnte nach einer großen Renovierung 1989 endlich Kirchweih gefeiert werden.
Zum 100sten Jahrestag lud das Gemeindeteam St. Nikolaus zum Gottesdienst und zum anschließenden Sektempfang in der Kirche ein.
Michael Rüsing überbrachte als Vertreter der Pfarreileitung die Grüße und Glückwünsche der ganzen Pfarrei. Nachdem zuvor Sabine Wiesweg vom Gemeindeteam St. Nikolaus, mit einer kurzen Ansprache auf das Fest eingestimmt und eine Kerze am Grundstein angezündet hatte.
Pastor Wertenbroch brachte mit seinen einleitenden Worten die zwiespältigen Gefühle zum Ausdruck, die mit diesem Datum verbunden sind. „Das Fest der Grundsteinlegung ist, einerseits ein Fest, bei dem wir dankbar zurückblicken, andererseits auch ein Fest, das uns mit Trauer erfüllt, angesichts der Tatsache, dass diese Kirche in absehbarer Zeit geschlossen werden muss, auch wenn wir noch nicht wissen wann.“
Mit Mut machenden Worten ging Pastor Wertenbroch in der Predigt auf die schwierigen Zeiten damals und heute ein und versicherte, „dass Jesus, der in unserer Mitte ist und mit uns verbunden ist, all unsere Gefühle, die positiven und die negativen mit uns teilt. So wird die Gemeinschaft mit ihm sicherlich auch dieses Gebäude Kirche überdauern, wird hoffentlich unser Glaube größer sein, als die Steine, aus denen diese Kirche gebaut ist. Denn der Glaube derer, die diese Kirche gebaut haben, die diese Steine zusammengefügt haben, war auch größer, sonst hätten sie sich auf dieses Wagnis nicht einlassen können. Vielleicht hilft und motiviert uns das, ebenso wie die Menschen damals, heute in eine ungewisse Zukunft zu gehen.“
Nach der Heiligen Messe nahmen viele Kirchenbesucher die Einladung des Gemeindeteams an und verweilten in der Kirche, wo sie in angeregter Unterhaltung Erinnerungen tauschten und mit Interesse die historischen Informationen betrachteten, die im Kirchenvorraum präsentiert wurden. Diese Zeit der Begegnung war geprägt von einem Gefühl der Gemeinschaft und besonderer Verbundenheit zur Schutzengelkirche.
Und in der Tagespresse wurde dieser Artikel veröffentlicht (WAZ 7.10.2023)
Die Heilige Messe am 7. Oktober 2023