Zum ersten Mal haben am Freitag, dem 4. April, Jugendliche zum ökumenischen Kreuzweg eingeladen. In zwei katholischen und einem evangelischen Kurs hatten sie sich mit der Frage beschäftigt, wo ihnen im Stadtteil Leid begegnet, das an den Leidensweg Jesu erinnert.
Sie hatten Texte, Gedichte, Gebete, Bibelverse und Fotos sowie eine kleine Aufgabe vorbereitet und wir bekamen von ihnen ein Begleitheft mit den Stationen des Weges.
Die Schülerinnen und Schüler des Leibniz Gymnasiums haben uns zuerst zu einer Säule in der Schule geführt, auf der an den früheren Leibniz Schüler Lothar Lazarus Leyser erinnert wurde. Er war von den Nazis im Vernichtungslager Sobibor ermordet worden. Für ihn war vor einigen Jahren nach Recherchen von Schülerinnen und Schülern ein Stolperstein vor der Schule verlegt worden.
Von da aus gingen wir in einer Gruppe von etwa 70 Menschen von 16-80 Jahren zusammen los. Am Bahnhof Altenessen dachten wir an Menschen, die keine Wohnung und nicht genug Essen und Trinken haben. Sehr eindrücklich war das Gebet, das die Jugendlichen mit uns sprachen: Gott, du bist der Gott der Liebe, der niemanden vergisst, der sich besonders den Schwachen und Ausgegrenzten zuwendet.
Von da aus gingen wir zum Ziegelteich, in dem vor 19 Jahren zwei siebenjährige Jungen ertranken. Wir haben an ihrem Kreuz an die Jungen erinnert und an die Menschen, die immer noch um sie trauern und haben für sie gebetet.

Unsere nächste Station war das Marienhospital, das als Krankenhaus für die Menschen in unserem Stadtteil nicht mehr zur Verfügung steht. In Form eines Gedichtes haben die Jugendlichen dann zu Gott gebetet. Es war ihr Anliegen, dass uns bei der Hilfe für Menschen in Not nicht wirtschaftliche Interessen leiten, sondern das Beispiel des barmherzigen Samariters, von dem Jesus erzählt.
Am Karlsplatz besuchten wir den Ort des ökumenischen Gabenzauns. Dort bekommen seit der Coronazeit arme Menschen Essen, Trinken, Kleidung. Sie finden auch Gesprächspartner. Wir haben für sie gute Wünsche auf Zetteln festgehalten.
Wir haben Gott gebeten uns zu Menschen zu machen, die gerne helfen.
Vor der abschließenden Andacht in der Alten Kirche Altenessen haben uns die Jugendlichen auf die Bedeutung dieser Kirche für Menschen in Not hingewiesen. Seit mehr als hundert Jahren finden sie dort einen Ort, an dem sie als Gemeinschaft zu Gott kommen können mit dem, was sie auf dem Herzen haben.
Alle, die bei diesem Kreuzweg mitgehen konnten, waren von den Gedanken, Texten und Gebeten der Jugendlichen sehr beeindruckt und erfüllt. Ich habe es als Privileg empfunden, den vertrauten Stadtteil mit den Augen und Gedanken der Jugendlichen sehen und erleben zu dürfen.
Ein herzlicher Applaus ging an die drei Lehrkräfte und besonders an die Jugendlichen selber, die diesen Weg in ihrer freien Zeit für uns so eindrücklich gestaltet hatten.
Ellen Kiener