Dienstag, 3. Dezember 2024
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Die zweite Heilig-Geist-Kirche; Pfarrer Clemens Timmers, 21. Mai 1956 – 13. März 1983

Auch die erste Hl.-Geist-Kirche auf dem Pfingstborn hatte im Krieg Beschädigungen erlitten: Einige Sprengbomben waren auf dem Bahnkörper in der Nähe der Kirche niedergegangen und hatten die Dachkonstruktion zerstört. Am Schluss des Krieges fielen 5 Granaten in die Kirche, 3 feindliche und 2 deutsche. 1953 war das Schicksalsjahr der ersten Heilig-Geist-Kirche in Katernberg. Zu den kriegsbedingten Zerstörungen waren durch Bergschäden entstandene tiefe Risse im Mauerwerk hinzugekommen. Die Kirche sollte polizeilich geschlossen werden, was durch das Anbringen von 4 Tannenbäumen als Stützen und eine behelfsmäßige Reparatur von Dachschäden zunächst abgewendet werden konnte. Das Generalvikariat Köln gab den Rat, die Kirche neu zu bauen. Die Zeche aber erhob Einspruch gegen den Bau auf der alten Stelle. Schließlich fand man einen Bauplatz für die neue Kirche: Die Heilig-Geist-Gemeinde kaufte im September 1954 von der Stadt Essen das Grundstück Meybuschhof 11 – das Grundstück, das Franz Sander der Pfarrei vermacht hatte und gegen das Grundstück am Pfingstborn eingetauscht worden war.

Clemens Timmers
Clemens Timmers

Am 15. März 1956 wurde Kaplan Clemens Timmers als Nachfolger von Pfarrer Franz Xaver Thöne zum Pfarrer von Heilig Geist ernannt. Er wurde am 17. Januar 1907 in Essen geboren und am 24. Februar 1933 in Köln zum Priester geweiht. Danach war er zunächst als Kaplan in der Pfarrei St. Suitbertus in Wuppertal-Elberfeld tätig. Im Jahre 1943 wurde er als Pfarrkurat mit der Seelsorge für die Evakuierten in Suhl in der Diözese Fulda beauftragt. 1946 übernahm er wieder eine Kaplanstelle an der Pfarrei St. Remigius in Wuppertal-Sonnborn. Am 21. Mai 1956, dem 2. Pfingsttage, wurde er durch Dechant Bollig feierlich in das Pfarramt eingeführt.

Die große Aufgabe, die den neuen Pfarrer erwartete, war der Kichneubau. Am 11. Dezember 1955 hatte Kaplan Niedenhoff feierlich den ersten Spatenstich für die zweite Hl.-Geist-Kirche getan. Am 10. Juni 1956 wurde durch Dechant Bollig der Grundstein gelegt. Bis zu diesem Tag war das Ziegelmauerwerk bis zur Dachkante hochgezogen und die Stirnseiten des Langhauses waren außen etwa in gleicher Höhe in Bruchstein ausgeführt. Der Grundstein ist ein mächtiger Ruhrsandsteinquader von ca. 200 kg Gewicht, der innen ausgehöhlt und mit einer Deckplatte verschlossen ist. Die Höhlung des Steins birgt eine Kupferdose in Zylinderform. Darin ist neben Tageszeitung und geltenden Münzen die Grundsteinlegungsurkunde enthalten. Da es bei der Grundsteinlegung an dem für den Altar vorgesehenen Platz nichts anderes gab als ein Holzkreuz im Lehmboden, musste Dechant Bollig sich damit abfinden, dass der Grundstein nicht in Altarnähe, sondern am Hauptportal seinen Platz fand.

Heilig-Geist-Kirche, Südseite
Heilig-Geist-Kirche, Südseite

Erbaut wurde die Kirche von Prof. Gottfried Böhm, Sohn des berühmten Kirchenbauers Dominikus Böhm. Er verwirklichte die Idee eines großen Zeltes, das er in die Industrieumwelt in Glas und Beton hineinstellte. Nach der Grundsteinlegung kam es zu starken Verzögerungen. Auf dem Höhepunkt des Wirtschaftswunders herrschte Vollbeschäftigung und das bauausführende Unternehmen K. Steinberg aus Gelsenkirchen verfügte nicht über genug Arbeiter, um für einen zügigen Baufortschritt sorgen zu können. Nach Streitigkeiten konnte der Bau schließlich doch vollendet werden. Dechant Bollig segnete am Samstag, dem 29. September 1957 die neue Kirche.

Als am 1. Januar 1958 der Bischof des neuen Bistums Essen, der Hochwürdigste Herr Franz Hengsbach, feierlich im Essener Münster inthronisiert war, bemühte sich die Gemeinde um eine feierliche Konsekration. Der Termin, der der Gemeinde eingeräumt werden konnte, war der 31. August 1958. An diesem Tage kam der Hochwürdigste Herr Bischof Franz Hengsbach und konsekrierte die Kirche und den Hauptaltar. An der Feierlichkeit nahm die Gemeinde großen Anteil. Anwesend waren auch der hochw. Dechant Herr Hubert Bollig, der Pfarrer der Mutterkiche Herr Heinrich Rick, die Nachbargemeinde mit Pfarrer Gerhard Lange von Albertus Magnus, Kaplan Aust als Vertreter für Pfarrer Rothäuser aus Schonnebeck und Pastor Josef Degen von St. Johann in Altenessen. Herr Assessor a.D. Hans Bamberg, Direktor der Zeche Zollverein, war zugegen. Der Bischof äußerte sich zu dem Kirchenneubau nicht. Er wollte wiederkommen, um sich in Ruhe ein Urteil zu bilden.

Im Jahre 1960 wurde eine Orgel angeschafft, die am 23. Oktober von Dechant Bollig geweiht wurde. 1963 fasste der Kirchenvorstand Hl. Geist den Beschluss zum Bau eines Jugendfreizeitheims, eines Kindergartens und eines Pfarrsaals. Am 9. Februar 1966 wurde das Jugendheim seiner Bestimmung übergeben. Der Kindergarten wurde eröffnet. In den Jahren 1969 bis 1973 erfolgten umfangreiche Erneuerungsarbeiten am Kirchendach, am Mauerwerk, am Kirchenvorplatz und an den Wegen.

Clemens Timmers, Grabstein auf der Priestergruft
Clemens Timmers, Grabstein auf der Priestergruft

Unbestechlich der Wahrheit verpflichtet und kritisch gegenüber dem Zeitgeist begegnete Pfarrer Timmers den Menschen dennoch mit verstehender Güte. Sein Wirken war geprägt von Weisheit und Frömmigkeit, von Großmut und Gottvertrauen. Am 13. März 1983 wurde er von der dankbaren Gemeinde verabschiedet, die das Glück hatte, dass er auch nach seiner Versetzung in den Ruhestand der Gemeinde als „Pfarrer im besonderen Dienst“ erhalten blieb. Pfarrer Timmers war selbstverständlich und unermüdlich zur priesterlichen Amtshilfe bereit. In der Zeit von der Verabschiedung seines Nachfolgers Pfarrer Reploh am 3. Juli 1988 bis zur Einführung von Pfarrer Nieto am 4. September 1988 leitete er übergangsweise erneut die Gemeinde. Am 9. Januar 1990 wurde er zum geistlichen Rat ernannt. Am 28. Februar 1993 feierte er sein diamantenes Priesterjubiläum. Am 11. August 1993 starb er im Vinzenzkrankenhaus in Stoppenberg im Alter von 86 Jahren. Bis zuletzt hatte er die Sommervertretung an den Sonntagen übernommen. Das Requiem wurde am Montag, dem 16. August in der Pfarrkirche Heilig Geist gefeiert. Anschließend wurde er in der Priestergruft des kath. Gemeindefriedhofs bestattet.

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