Dreitägiger Chorworkshop mit Thomas Gabriel endet mit grandiosem Konzert in der Nikolauskirche
Knapp 100 Sängerinnen und Sänger begannen zusammen mit zahlreichen Instrumentalisten am Freitag, den 10. Juni im Gemeindezentrum St. Joseph ein überaus sangesreiches Wochenende. So wurde eine Idee Wirklichkeit, die wie viel Gutes neun Monate Vorlauf hatte.
In der Chorgemeinschaft Cantate war der Wunsch entstanden, den Stoppenberger Kirchenmusiker und Komponisten Thomas Gabriel zu einem Chorworkshop mit einem abschließenden Konzert in seine Heimatgemeinde St. Nikolaus einzuladen. Am Rande einer musikalischen Fortbildung auf Spiekeroog erzählte ich Thomas Gabriel von unserem Wunsch. Wir konnten es kaum glauben, dass Thomas Gabriel Zeit, Bereitschaft und ausgesprochene Lust zu diesem Projekt hatte. Noch auf der Insel machten Telefonverbindungen Spiekeroog-Essen möglich, dass aus dem Workshop eines einzelnen Chores ein Projekt der Pfarrei werden konnte. Pfarrer Linden unterstützte das Projekt von Anfang an. Wieder auf dem Festland angekommen bekam der Workshop im Gespräch von Simone Hirsch-Bicker als koordinierender Kirchenmusikerin und mir immer mehr Konturen. Ein wichtiger nächster Schritt war, die erwachsenen und jugendlichen Chöre der Pfarrei im Rahmen einer außerordentlichen Pfarreichorversammlung zur Teilnahme einzuladen. Ende des letzten Jahres zeigte sich, dass mehrere Chöre zu diesem gemeinsamen Projekt Lust hatten. Zahlreiche Freunde und Verwandte haben wir über die Sänger der Pfarrei hinaus einladen können. Ein gemeinsamer Vorbereitungskreis aus Sängerinnen, Simone Hirsch-Bicker und mir bereitete den Workshop in toller Atmosphäre verlässlich und mit Liebe zum Detail vor.
Die Freude war groß, als Thomas Gabriel vor die Sängerinnen und Sänger trat und mit der Probe begann. Sein musikalisches Können, die spirituelle und musikalische Erschließung seiner Kompositionen gewürzt mit einem ausgeprägten Schuss Humor und Witz ließen uns völlig kurzweilige Proben erleben. „Der hat es echt raus“, war zwischendurch zu hören. Als die Frage laut wurde „Wie sollen wir das ganze Repertoire bis Sonntag schaffen?“ wusste er die Sicherheit zu geben, dass er nur das mit uns singen werde, was wir auch wirklich können.
Der Samstag war ein strammer Tag. Wir lernten viel, aber wir waren auch ganz schön geschafft. Zum Mittagessen war für Thomas Gabriel keine Zeit, da in der geplanten Mittagszeit mit Halbchören geprobt wurde. Lediglich der Kaffee musste für ihn ausgiebig fließen. Als wir gegen 18.30 Uhr St. Joseph verließen, waren alle frohen Herzens und für manchen war schon eine gewisse Bettschwere erreicht.
Mit frischer Kraft und Elan ging es dann am Sonntag in der Kirche St. Elisabeth weiter. Wir trafen uns bereits um kurz vor neun, um uns für die Gestaltung des Gottesdienstes einzusingen. Nachdem die Technik viele Meter Kabel gelegt hatte, kam der spannende Moment, dass ein erstes Mal die über 100 Menschen vor der Gemeinde gemeinsam musizierten und sangen: „Herr, mein Leben kann sich wandeln. Mit Brot und Wein breite ich es vor dir aus.“ Nach einer Kaffeepause, einer weiteren Stunde Singen und dem Mittagessen – Ortswechsel nach St. Nikolaus. Erneut wurde die Technik eingerichtet, Thomas Gabriel traf zum ersten Mal auf die letzten noch eingetroffenen Musiker. Stellprobe – bei der Generalprobe zum ersten Mal bewegendes Singen und Spielen aller. Dann – wie ein Flugzeug unmittelbar vor dem Start auf der Startbahn – mit steigender Spannung noch einmal Durchatmen bei Kaffee und Kuchen. Der Countdown lief: Die ersten Sängerinnen und Sängerinnen wurden zu „Greetern“ und hießen die Konzertgäste an der Kirchtüre Willkommen.
Pünktlich um 17 Uhr begann das Konzert mit der Begrüßung von Simone Hirsch-Bicker. Ich durfte der Konzertgemeinde Thomas Gabriel als den vorstellen, der unweit der Nikolauskirche aufgewachsen ist und seine erste Kirchenmusikstelle an St. Albertus-Magnus-Gemeinde in Katernberg hatte. Der Absolvent der Folkwang-Hochschule war anschließend an verschiedenen Stellen Deutschlands als Regionalkantor tätig, bevor er in den letzten Jahren im Raum Offenbach als Kirchenmusiker und Dozent für Kirchengemeinden und Studenten tätig wurde und begann, insbesondere benachteiligten Kindern und Jugendlichen das Singen und den Glauben in der Gestalt der Musik nahe zu bringen. Bei den Hinführungen zu seinen Kompositionen während des Konzertes wies Thomas Gabriel mehrfach darauf hin, wie Texte und Melodien oft aus dem Kontakt und dem Gespräch mit den Jugendlichen entstanden sind.
Sänger und Zuhörer erlebten dann in 100 Minuten, wie Gänsehaut sich einstellte, dass seine Kompositionen berühren, dass die Botschaft des Glaubens im Gewand seiner Musik berührt. Das Konzert kam an sein Ende mit dem Gesang aller: „Gott hat mir längst einen Engel gesandt, mich durch das Leben zu führen“. Mit Muße und konzentrierter Probe haben wir Sängerinnen und Sänger zusammen mit der Band uns diese Botschaft in den Kompositionen von Thomas Gabriel zu eigen gemacht.
Viele Gäste und Akteure haben im Rahmen der anschließenden Begegnung bei Wasser und Wein dankbar erzählt, dass die Musik wirklich ihr Herz erreicht hatte. Thomas Gabriel war auch selber von seinem Heimatbesuch berührt. „Wie konnte ich hier nur wegziehen“ rief er einmal humorig aus, als er den Gesang des Chores loben wollte. Wir hoffen sehr, dass die Erfüllung, des von ihm am Ende des Konzertes formulierten Wunsches, sich wiederzusehen, nicht so lange auf sich warten lässt. Danke, Thomas!
Michael Kampmann
Chorleiter der Chorgemeinschaft CANTATE, Pastoralreferent