Foto: Nicole Cronauge (Bistum Essen)
Gremienvertreter äußern Enttäuschung und große Verärgerung über Contilia-Rückzug aus Altenessen
Die Entscheidung der Contilia, statt eines geplanten Krankenhausneubaus das bestehende Marienhospital in wenigen Monaten zu schließen, sorgt in der Pfarrei St. Johann Baptist für Enttäuschung und große Verärgerung. Das wurde am Donnerstagabend in einer Sitzung des Kirchenvorstands deutlich. Vor allem das sprunghafte Verhalten der Contilia stieß bei den Gremienvertretern auf massives Unverständnis: Hatte der katholische Klinikträger in der Pfarrei zunächst vehement für den Verkauf der Kirche zugunsten des Klinik-Neubaus geworben, war Anfang des Jahres die Realisierung der ursprünglichen Pläne mit der Ankündigung, die Tochter KKE zu verkaufen, zunächst ungewiss. Nun kündigt die Contilia an, den Neubau nicht weiter verfolgen zu wollen. In der Katholisches Klinikum Essen GmbH (KKE) hat Contilia die vier Krankenhäuser im Essener Norden gebündelt, die KKE war daher auch Vertragspartner der Pfarrei beim Verkauf der Kirchenimmobilien zugunsten des Klinikneubaus.
Dass nach den nun vorliegenden Planungen nicht nur der Krankenhaus-Neubau vom Tisch sein, sondern auch das zentrale Krankenhaus am Ort geschlossen werden soll, sorgt in den Gremien der Pfarrei für Fassungslosigkeit. „Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat haben alles dafür getan, damit hier ein modernes Krankenhaus entstehen kann – bis zum Verkauf unserer Pfarrkirche“, erinnerte der Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Michael Rüsing. „Nun gibt es viele große Verlierer: insbesondere die Mitarbeitenden der zu schließenden Krankenhäuser und den Stadtteil Altenessen.“
Heftige Kritik gab es in der Kirchenvorstands-Sitzung auch an der Pressemitteilung, mit der Contilia am Mittwochabend die Schließung von Marienhospital und dem Stoppenberger St.-Vincenz-Krankenhaus bekanntgegeben hat. Der Text suggeriere, dass das Krankenhaus-Projekt bereits mit dem angekündigten KKE-Verkauf im Januar beendet gewesen sei. „Das stimmt so nicht“, entgegnete Pfarradministrator Thomas Zander als Vorsitzender des Kirchenvorstands. „Uns gegenüber wurde immer betont, dass auch ein neuer Eigentümer der KKE das Krankenhausprojekt umsetzen könne.“ Contilia hatte dies ausdrücklich offen gehalten, wohl auch mit Blick auf den Verkaufswert der KKE. „Nun zu sagen, bereits im Januar sei das Projektende verkündet worden, ist eine unverschämte und nicht der Wahrheit der mit uns geführten Gespräche entsprechende Aussage.“
Einstimmig beschloss der Kirchenvorstand am Donnerstagabend, nun den Weg für eine Rücknahme der Pfarrkirche samt Pfarrzentrum und Pfarrhaus frei zu machen. Auf Drängen der Pfarrei und des Bistums wurde beim Verkauf der Immobilien vorsorglich eine Rücktritts-Option in den Vertrag aufgenommen, die die Pfarrei nun ziehen wird. „Kein Krankenhaus-Neubau mit Kirche, kein Kirchengrundstück“, bringt es der stellvertretende Kirchenvorstands-Vorsitzende Ulrich Hütte auf den Punkt. In einem ersten Schritt müsse jedoch eine rechtsverbindliche Aussage der KKE vorliegen, den Krankenhausneubau nun tatsächlich nicht mehr umsetzen zu wollen, betonte Pfarradministrator Zander: „Unser Vertragspartner ist die KKE. Und nach den bisherigen Erfahrungen zur Halbwertzeit von Aussagen der KKE-Mutter Contilia ist es für uns nun zunächst erforderlich, eine schriftliche Erklärung von der KKE selbst zu erhalten“, so Zander.
Die Pfarrei will nach den Sommerferien in einer öffentlichen Versammlung über die weiteren Schritte informieren.
Nach den Diskussionen um das Krankenhaus-Projekt und den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie „kann die Arbeit jetzt wieder aufgenommen werden“, betonte Rüsing. Neben konkreten Fragen am Standort St. Johann Baptist lenkte er den Blick auf alle vier Gemeinden in Altenessen – und die Nachbarpfarrei St. Nikolaus in Stoppenberg, mit der der fest vereinbarte Fusionsprozess in den vergangenen Monaten ins Stocken geraten ist. „Für die Gesamtpfarrei ist es entscheidend, dass wir nun mit der Fusion voran kommen“, so Rüsing. „Wir waren mit St. Nikolaus auf einem guten Weg – und möchten jetzt dorthin zurückkehren.“
Christian Demski