Sonntag, 22. Dezember 2024
Willkommen auf unserer Internetseite

50er Jahre bis ins 21. Jahrh. in St. Elisabeth (1950 - 2002)

Reges Gemeindeleben

Auch nach den unmittelbaren Nachkriegsjahren entwickelte sich ein sehr aktives Leben in der Gemeinde. Kirche und Pastoral fanden bis zum Ausgang der Fünfzigerjahre eine sehr hohe Akzeptanz, was sich an den Besucher- und Teilnehmerzahlen zu den verschiedenen Anlässen im Kirchenjahr ablesen lässt. Dabei wuchs die Gemeinde immer noch mehr. 1956 zählte Schonnebeck 17.071 Einwohner, der Anteil der Katholiken lag bei 6.900 (40,4%). Ein Stand, der bis heute nie mehr erreicht wurde. In der Folge entstanden in Schonnebeck neue Wohnkomplexe, die natürlich vom Pfarrer aufmerksam verfolgt und registriert wurden. Im Jahre 1953 waren dies: die Siedlung im Drostenbusch mit den neuen Straßen Riegelweg und Gartenstiege; vier große Wohnblocks an der Schonnebeckhöfe mit vierzig Wohnungen; Auf dem Stapel, wo die „Eigene Tat“ vier Häuser auf dem ehemaligen Kirchengelände baute; die in 1947 bereits gegründete Siedlergemeinschaft „Katholische Familienhilfe“ setzte ihre bereits begonnenen Arbeiten auf dem Vorrath-Gelände fort; auf dem Gelände der beiden Bauernhöfe Ophoff und Borgemeister begann der Bau einer „Riesensiedlung“ aus Mitteln des bereits genannten Marshallplans, gängig bekannt unter ECA-Siedlung (Economic Cooperation Administration = Verwaltung für wirtschaftliche Zusammenarbeit).

Auf die umfangreichen Reparatur- und Umbau- bzw. Erweiterungsmaßnahmen an und um die Pfarrkirche sei hier nur hingewiesen, Einzelheiten erfahren Sie unter dem Menüpunkt „Baugeschichte“.

Zum großen Fest wurde das 40jährige Priesterjubiläum des Pfarrers Rothäuser am 7. September 1952. Nach dem feierlichen Levitenamt um 10:00 Uhr, in dem Dechant Bollig die Festpredigt hielt, versammelte sich die Gemeinde am Nachmittag zu einer Dankandacht, Prediger war Kaplan Kröner. Viele Gäste kamen zum anschließenden Festakt ins evangelische Gemeindehaus. Neben Vertretern der Stadt und der Kirche waren auch die beiden evangelischen Pfarrer Karl-August Thölke und Harry Weisberg zu Gast. Die Gemeinde schenkte dem Pfarrer eine schöne Monstranz, die nach künstlerischen Plänen des Klosters Maria-Laach angefertigt worden war.

Ein besonderer Tag auch für die Gemeinde war der 1. Januar 1958, der Gründungstag des Bistums Essen. Erster Bischof des „Ruhrbistums“ wird Dr. Franz Hengsbach. Der Erzbischof von Köln, Kardinal Frings, sprach ein Abschiedswort an die Gläubigen und sagte u.a.: „Ich müsste ein schlechter Bischof sein, wenn es mir nicht nahe gehen sollte, dass ein großes Stück von meinem Sprengel abgetrennt werden soll … Wurden doch gerade in Essen bessere statistische Zahlen in betreff des religiösen Lebensstils erzielt als in anderen Großstädten der Diözese; hatte sich doch gerade hier eine besondere und wertvolle Form der Seelsorge entwickelt, im Geiste des klar blickenden, energisch zupackenden, selbstlos priesterlichen Pastorierens…“ (Stadtchronik, zitiert in: Klaus Wisotzki, 100 Jahre Essen, S. 236). Man kann sich vorstellen, wie diese Worte unseren Geistlichen gut taten, die an dieser Feier im Essener Münster teilnahmen.

Ein Jahr später, am 14. Januar 1959, besuchte Bischof Franz uns in Schonnebeck anlässlich der Firmung von 159 Knaben und 136 Mädchen. Die Kirche war einmal mehr brechend voll, der Bischof lobte die Kinder, die es immerhin drei Stunden ausgehalten hatten. Der Pfarrer zitiert den Bischof, der zum Schluss folgenden Satz prägte: „Wenn ich noch einmal Pfarrer werden wollte, dann in Schonnebeck.“

Amtswechsel und Reformjahre

In der Woche nach dem Weißen Sonntag 1960 erkrankte Pfarrer Rothäuser. Sein schlechter Gesundheitszustand zwang ihn bis Anfang November zu Krankenhausaufenthalten in Stoppenberg und Eslohe (Sauerland). Da aber keine Aussicht auf völlige Genesung bestand, reichte er seinen Rücktritt ein. Der Antrag auf Pensionierung wurde für den 1. Juni 1961 genehmigt. Die Gemeinde verabschiedete sich von ihm am 16. Juli mit einem Festhochamt am Morgen, mit einer Festandacht am Nachmittag und in der anschließenden Feier im evangelischen Gemeindehaus. Am 8. April 1965 starb er in seiner Heimatgemeinde Essen-Schönebeck. Nach dem feierlichen Seelenamt am 12. April in St. Elisabeth wurde er unter großer Beteiligung der hiesigen Gemeinde in Schönebeck beigesetzt.

Einführung Pfarrer Kaiser

Zum Nachfolger wurde Rektor Wilhelm Kaiser aus Oberhausen ernannt. Dechant Bollig von Stoppenberg führte ihn am 10. September 1961 in sein Amt ein. Die Gemeinde war zahlreich an dieser Feier vertreten.

Vor allem das erste Jahrzehnt nach seinem Amtsantritt war gekennzeichnet durch Umbruch und Aufbruch in eine neue Epoche der Kirchengeschichte, auch unserer Gemeinde. Im Zuge der innerkirchlichen Besinnung, der Erneuerung und der Anpassung („aggiornamento“) an die Zeitverhältnisse, – das erklärte Ziel des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) -, entstanden auch hier in den Vereinen und Gemeinschaften z.T. heftige Diskussionen um Sinn und Notwendigkeit der zu erwartenden Neuerungen.

Gleichsam zur Verstärkung der Aufbruchstimmung war die Volksmission gedacht, die vom 7. bis 21. November 1965 abgehalten wurde. Bei 1.800 Kirchenbesuchern sonntags schwankte die Teilnehmerzahl an den Werktagspredigten zwischen 400 und 600 Personen. Die Volkmission entsprach aber leider nicht den Erwartungen, die man in sie gesetzt hatte. In der Kirchenchronik kommt unmissverständlich die Enttäuschung und Kritik zum Ausdruck. „Die Gläubigen haben begonnen, etwas zu verlangen; sie sind nicht einfach mit allem zufrieden, was im Kirchenraum geboten wird.“ Hinzu komme das übergroße Sendungsbewusstsein der Patres, die Unterbewertung der ordentlichen Glaubensverkündigung durch die Pfarrgeistlichen sei in ihnen immer noch lebendig. Die Volksmission müsse sich in Inhalt und Form ändern, um in Zukunft wieder eine Chance zu bekommen.

In der Kirche setzte bald unter der Losung „alte Zöpfe abschneiden“ eine Bilderstürmerei ein, von der auch unsere Pfarrkirche nicht verschont blieb, wie uns die Baugeschichte unseres Kirchengebäudes zeigt. Hochaltar, Seitenaltäre, Bilder, die Barbara-Statue, die Kommunion-bänke verschwanden, der Chorraum wurde neu gestaltet und nahm das große Kreuz, den Altartisch, die Sedilien und den Ambo auf. Der Innenraum erhielt durchgehend einen weißen Anstrich (1967). Dies entsprach damals durchaus dem Gefühl der Zeit nach Nüchternheit, Klarheit und Konzentration auf das Wesentliche ohne Verschnörkelung, kennzeichnet aber auch die Theologie des Pfarrers, die in Glaubensverkündigung, Predigt und Katechese erkennbar wurde. Mit dem Altar und der damit verbundenen Zuwendung des Priesters beim Gottesdienst zum Volk hatte die Gemeinde keine Schwierigkeiten. Sie war logisch und „fällig“ als Konsequenz aus der vom Konzil bestätigten vollen und tätigen Teilnahme des Volkes bei der Messfeier. Außerdem war diese Zelebrationsrichtung schon zu Pfarrer Rothäusers Zeiten in Jugendmessen, ab 1962 (noch vor dem Konzil) bei Pfarrer Kaiser in allen Gemeindemessen zum vertrauten Bild geworden. Den „alten“ Altartisch, der damals benutzt worden war, haben wir übrigens heute noch. Er dient als Segensaltar bei der Fronleichnamsprozession.

Obwohl mit der Aufrichtung des Kreuzes im Chorraum und dem neuen Altartisch ein sehr sinnvolles Verhältnis zwischen Zuwendung von Vorsteher und Gemeinde und gemeinsamer Hinwendung zum Kreuz gefunden worden war, stieß diese Veränderung insbesondere im Zusammenhang mit dem Ausräumen nahezu der gesamten alten Innenausstattung bei vielen Gemeindemitgliedern auf Unverständnis. Viel Unruhe entstand im Kirchenchor. Heute wissen wir: Missverständnisse von Seiten der Geistlichkeit wie des Chores über die Konzilsdekrete führten dazu, dass Gregorianischer Choralgesang, Orchestermessen und die musikalische „Gestaltung“ des Hochamtes ausschließlich durch Chor und/oder Schola zur Disposition standen. Es kam zu hitzigen Debatten in Versammlungen und vielen Einzelgesprächen, ehe sich die Wogen glätteten. Die Entwicklung der folgenden Jahre zeigte die guten Früchte aus den Auseinandersetzungen. Die Zeit, da Chor und Schola unter stummer Beteiligung der Gemeinde das Hochamt musikalisch bestritten, waren vorbei. Dennoch behielten Choralgesang, gesungene Orchestermessen, Chorwerke guter alter Meister, gleichberechtigt neben modernen Versuchen ihren Platz in der Kirchenmusik.

1975 wurden unter Anleitung des Pfarrers zum ersten Mal „Laien“kräfte zur Erteilung des Firmunterrichts herangezogen. Das Gleiche geschah im folgenden Jahr mit dem Kommunionunterricht. Die neuen „Lehrer“ hatten es damals nicht einfach. Der Katechismus alter Prägung war abgeschafft worden, ganz allgemein galt, dass der alte Katechismus überholt sei. Das vom Bistum angebotene Ersatzmaterial für Firm- und Kommunionkatechese war zwar sehr umfangreich, aber inhaltlich mehr als unbefriedigend. Der Pfarrer machte aus der Not eine Tugend und verfasste eigene Skripten, die Kindern und Helfern ausgehändigt wurden. Die Konzeption des Unterrichts brachte er den Helfern in Gesprächen nahe und legte sie in Interviews mit „N U L“ 1983 und 1984 so offen, (Wiedergabe auszugsweise): „Die Sprache der alten Katechese war zweifellos veraltet und schwer verständlich. Aber der Inhalt der alten Katechese ist unverändert richtig und gültig… Unser Unterricht bringt die Lehre Jesu und seiner Apostel über Gott, Christus und die Zu-kunft der Welt… Die Lehre Jesu und seiner Apostel, wie unsere Kirche sie bewahrt hat, ist sehr nüchtern, aber wahr. Darum hat sie über Jahrtausende ihre Gültigkeit behalten und wird sie weiterhin behalten.“

Das Gemeindeleben verlief trotz der geschilderten Irritationen völlig normal. Es blieb dank der Umsicht unserer Geistlichen auch vor Auswüchsen jener „Progressisten“ verschont, denen die Konzilsdekrete als Freibrief für jegliche Art von Veränderungen, für ungebändigtes Experimentieren im Gottesdienst galten. Auf der anderen Seite zeichnete sich in den Zahlen ein rückläufiger Trend ab, der schon gegen Mitte der Fünfzigerjahre in Andachten und Hochämtern eingesetzt hatte. So ging der Gottesdienstbesuch der Sonntagsmessen von 1960 bis 1980 von 31% auf 17% zurück, der Anteil der Taufen verringerte sich in der gleichen Zeit von 19,2 auf 8,4 Taufen je 1.000 Katholiken, (absolut von 123 auf 42).

Die Ursachen dieser bis heute andauernden Entwicklung sind vielfältig und hier nicht zu untersuchen. Der Rückgang war und ist, wenn auch regional unterschiedlich, allgemein und lässt sich deshalb auch nicht auf nur eine Ursache zurückführen. Lediglich der enorme Sprung zwischen 1970 und 1975 von 25,6% auf 16,7% Kirchenbesucher lässt sich zu einem – nicht erfassbaren – Teil aus einem wichtigen Ereignis des Jahres 1973 ableiten. Damals wurde die Pfarrkirche wegen Bergschäden baupolizeilich geschlossen. Dank der freundlichen Hilfe von Seiten der evangelischen Kirchengemeinde konnten wir unsere Sonntags- und Werktagsgottesdienste in deren Kirche abhalten. Einigen passten die notwendigerweise geänderten Gottesdienstzeiten nicht, sie gingen woanders hin und blieben auch dort.

Pfarrfeste

Stimmung beim Pfarrfest

Im Jahre 1975 feierte die Gemeinde ihr erstes Pfarrfest. Was dort am 5. Oktober an einem Sonntag begann, sollte sich in der Folgezeit zu einer dreitägigen Veranstaltung entwickeln, die mehr und mehr an Attraktivität gewann und starke Besucherströme von nah und fern anlockte. Neu war der Gedanke, alle Bewohner Schonnebecks anzusprechen und einzuladen, um mit uns gemeinsam zu feiern. Dies ist zweifellos gelungen, und alle zwei Jahre steigt immer von neuem die Erwartungsfreude auf dieses große Ereignis. Auch der Charakter dieses Festes war in den Anfängen schon fest umrissen: Keine moderne Kirmes mit Lärm, sondern Treffpunkt für Jung und Alt, Forum für Gespräche und Begegnungen aller Bevölkerungsschichten, Spaß und Freude, selbst für die hart arbeitenden Gastgeber. Mit dem Wetter hatten wir bis auf eine Ausnahme im Jahre 1984 zumeist Glück. Zu der Ausnahme äußerte sich der Pfarrer wie folgt: „Die Pfarrkirmes ist zwar dieses Jahr ins Wasser gefallen, aber sie ist nicht ertrunken.“

Ab 1980 bekamen die Überschüsse, die auf einem Sonderkonto angesammelt wurden, eine klar formulierte Zweckbestimmung, sie waren fortan für den Bau eines Pfarrzentrums bestimmt. In der Tat bildeten die ersparten Beträge denn auch eine gute Grundlage für die spätere Verwirklichung dieses Vorhabens.

Bewegte und bewegende Jahre

Vier Monate vor seinem regulären und ihm bereits genehmigten Ruhestand erlitt Pfarrer Kaiser im Januar 1986 einen schweren Schlaganfall, von dessen Folgen er sich nicht mehr erholen konnte. Der Zerfall der körperlichen Kräfte und das Schwinden der Sehfähigkeit endeten schließlich mit seinem Tod am Abend des 11. Oktober 1988. Nach den feierlichen Exequien in unserer Pfarrkirche fand unter reger Beteiligung der Gemeindemitglieder und der kirchlichen Verbände die Beisetzung in der Priestergruft neben Pfarrer Becher statt. Im Kondolenzbrief des Bischofs Franz Kardinal Hengsbach an die Gemeinde hieß es u.a.: „Fast 25 Jahre hat er in Ihrer Gemeinde segensreich gewirkt und ihr alle Liebe und Sorge zugewandt. Alle Aufgaben, die sich ihm stellten, hat er treu und gewissenhaft erfüllt.“

Der Nachfolger Leonhard Pilorz wurde am Dreifaltigkeitssonntag, dem 25. Mai 1986, in sein Amt eingeführt. Die Gemeinde bereitete ihm einen fröhlichen und herzlichen Empfang. Vom ersten Tage an entstanden viele neue Aktvitäten in der Gemeinde, die bereits vorhandenen Vereine und Gruppen bekamen neuen Auftrieb. Die Geschichte jener Jahre ist schwergewichtig von den Bautätigkeiten gekennzeichnet. In knapp vier Jahren, zwischen 1988 und 1992 wurden die Errichtung eines neuen Pfarrheims, die Erweiterung und Renovierung des Kindergartens, der Bau eines neuen Jugendheims in die Tat umgesetzt; der Höhepunkt war schließlich die Fertigstellung des Umbaus und der Renovierungsarbeiten an und in unserer Kirche sowie die feierliche Segnung der Chorraumeinrichtung und die Weihe des neuen Altares am 20. Dezember 1992.

Gut aufgenommen wurde dabei die Bereitschaft des Architekten Franz-Josef Gierse, die Gemeinde mit in den Planungs- und Bauprozess aller Projekte einzubeziehen, Wünsche und Anregungen aufzunehmen. Hier sei noch einmal kurz an einige Tage aus der Bauphase erinnert, die mit schönen Festen verbunden waren:

2. Juli 1988: Grundsteinlegung für das Pfarrheim, die Kupferhülse mit Urkunde wird eingemauert.

4. September 1988: Richtfest, „kleines“ Pfarrfest der ganzen Gemeinde. Kinder des Kindergartens führen bunt kostümiert ein Spiel der alten Bräuche der Bauhandwerker auf.

9. bis 11. Juni 1989: Einweihung des Pfarrheims und des Kindergartens werden in ein großes Pfarrfest eingebunden. Am 10. Juni um 10:00 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Franz Hengsbach, anschließend Festakt im neuen Pfarrheim.

20. Dezember 1992: Wiedereröffnung der renovierten Kirche: Bischof Hubert Luthe zelebriert das Pontifikalamt um 10:00 Uhr.

„Ihr könnt stolz auf Eure Kirche sein!“

So äußerten sich viele fachkundige Leute des Bistums. Und in der Tat: Die Symbiose zwischen Neugotik und zeitgemäßer Innenausstattung und Gestaltung des Kirchenraums ist großartig gelungen. Getreu dem Grundgedanken, dass Kirche nicht nach dem Gottesdienst an der Kirchtür endet, wurde das, was mit den Pfarrfesten schon auf den Weg gebracht worden war, durch den gemeinsamen Neujahrsempfang der evangelischen und katholischen Gemeinde am 15. Januar 1989 erweitert. Zu diesem Anlass treffen sich seither die Gemeinden mit Vertretern aus dem politischen Leben, Vertretern der örtlichen und kirchlichen Vereine zu einem lockeren Beisammensein.

Auch die ökumenischen Kontakte wurden intensiviert. Schon anlässlich des Lutherjahres 1983 hatten Mitglieder unserer Gemeinde an einem sehr interessanten Seminar der evangelischen Gemeinde teilgenommen. Ab 1989 wurde ein ökumenischer Arbeitskreis aus Vertretern beider Gemeinden gegründet, der gemeinsame Veranstaltungen (z. B. gemeinsame Kreuzwegandachten, Adventssingen, Vortragsabende) vorbereitete und durchführte. Gut angenommen wurde auch das Einlegeblatt in den beiden Pfarrbriefen „N U L“ und „Tatsachen“, das der gegenseitigen Information diente und oft gute Anregungen für einen lebhaften Gedankenaustausch lieferte.

Von Papst Johannes Paul II. stammt diese Aussage: „Was uns verbindet, ist stärker als das, was uns trennt; was uns trennt, ist gering gegenüber dem, was uns verbindet.“ Dies ist den evangelischen und katholischen Christen in Schonnebeck bewusst, gemeinsam ist uns vor allem als Grundlage für alles Tun: der Glaube an Jesus Christus. Das Engagement im ökumenischen Dialog der letzten Jahrzehnte ist unwiderruflich.

Ein deutlich wahrnehmbarer Wandel trat ein in der Gottesdienstgestaltung, insbesondere mit Einführung der Familiengottesdienste. Farben, Zeichen, Symbole, Gesänge, zumeist inspiriert von den „Taizé-Gesängen“, wurden in die jeweilige Thematk der Messfeier eingebunden. Alles belebende Elemente, welche die zahlreichen Besucher in Bewegung hielt. Aber wie das so oft ist: Die einen hießen diese Form willkommen, die anderen lehnten sie ab, weil sie sich jeglicher Möglichkeit zur inneren Sammlung und Stille beraubt fühlten.

Im Pfarrgemeinderat wurden 1989 die bisherigen Sachausschüsse Caritas, Feste und Feiern, Jugend, Öffentlichkeitsarbeit (NUL) um die neuen Arbeitskreise Liturgie, Ehe und Familie, Mission, Ökumene und Neuzugezogene erweitert. Der Pfarrgemeinderat, erstmalig im Jahre 1968 vom Bischof als Organ des Laienapostolats im Sinne des II. Vatikanischen Konzils ins Leben gerufen, hat es im Laufe der Jahre vermocht, über die verschiedenen Sachausschüsse viele Gemeindemitglieder zur Mitarbeit zu gewinnen. Er ist seit seinem Bestehen zu einem wichtigen Motor in unserem Gemeindeleben geworden.

1989 feierte die Gemeinde ihr 90-jähriges Bestehen, gerechnet vom Tag des ersten Gottesdienstes in der Notkirche. Als Geschenk zu diesem Anlass wurde zum ersten Mal aus unserer Pfarrkirche ein Gottesdienst im Rundfunk übertragen. Die zahlreichen Reaktionen in den Hörerbriefen bezeugten uns, dass wir viele Menschen erreicht und ihnen tiefe Freude bereiten konnten. Viele riefen an und baten um Zusendung von Toncassetten des Rundfunk-Mitschnitts.

Im gleichen Jahr, am 23. September, führte uns eine Pfarrwallfahrt nach Marburg zur Grabeskirche der Hl Elisabeth. Zwei Pilger- und Studienreisen wurden zu beeindruckenden Erlebnissen. Die erste ging vom 8. bis 19. September 1992 in die Türkei, den Spuren des Hl. Paulus folgend. Bei der zweiten besuchten Schonnebecker Pilger das Heilige Land in der Zeit vom 13. bis 27. Oktober 1994, das Land von Juden, Christen und Muslimen, das Land der Verheißungen im Alten Testament und die Heimat Jesu – eine faszinierende Reise.

Pfarrkarneval

„Helau“ und gute Laune beim Karneval

Mit der Fertigstellung des neuen Pfarrheims erhielt auch der Pfarrkarneval ab 1992 seinen festen Platz in der Gemeinde. Karneval war in den einzelnen Vereinen zwar „intern“ immer schon gefeiert worden, die Zeit war aber reif, die Einzelaktivitäten zu einer Veranstaltung zusammenzufassen. Aus den zwei Sitzungen des Jahres 1992 sind mittlerweile vier geworden, die Jahr für Jahr restlos ausverkauft sind.

Schnellere Ämterwechsel

Schon vor Antritt der Israel-Reise hatte Bischof Luthe unseren Pastor Leonhard Pilorz zum Pfarrer an St. Georg in Essen-Heisingen ernannt. Die Zeiten, da ein Pfarrer in „seiner“ Gemeinde alt wurde, waren vorbei. Bedingt durch den immer stärker spürbaren Priestermangel, konnten nach dem geänderten Kirchenrecht von 1983 Priester nach Bedarf versetzt werden. Zu seiner Verabschiedung am 6. November 1994 war in der Eucharistiefeier um 10.00 Uhr sowie zum anschließenden Empfang im Pfarrheim die Gemeinde zahlreich erschienen. Als Abschiedsgeschenk überreichte die Gemeinde ihm eine handgestickte Marienstola. Viele gute Wünsche begleiteten ihn auf seinem zukünftigen Weg.

Zum Nachfolger beauftragte der Bischof von Essen Herrn Ferdinand Serres mit dem Dienst des Pfarrers an St. Elisabeth. Im feierlichen Gottesdienst am Vorabend des 1. Adventssonntags, am 26. November 1994, wurde er durch den Dechanten Karl Heinz Küsters in sein Amt eingeführt. Bei der ersten anschließenden persönlichen Kontaktaufnahme im Pfarrheim war der Saal wieder einmal „rappelvoll.“

Die Festfreuden (und -leiden) waren noch nicht ganz verklungen, als das Wort von der „kooperativen Seelsorge“, der Zusammenarbeit benachbarter Gemeinden die Runde machte. Die Kooperation war von Bischof Luthe ins Gespräch gebracht worden, da Priestermangel und Gemeindeschrumpfungen zu der Überlegung zwangen, gemeindliche Einheiten zu bilden, die den sich verändernden Bedingungen besser gerecht werden konnten. Die Kunde davon, dass bei Ausscheiden von Pfarrern aus kleineren Gemeinden die Stellen nicht mehr besetzt und diese dann dazu aufgefordert wurden, sich wegen fehlender Dienste an die größere Hauptgemeinde zu wenden, war bistumsweit ein offenes Geheimnis. Der Pfarrer von St. Winfried, Ludger Füth, hatte den allge-mein formulierten Wunsch des Bischofs früh aufgegriffen und gab unserem Pastor gegenüber zu erkennen, eine enge Kooperation mit St. Elisabeth anzustreben.

Nach einem Info-Abend über das „Thema Kooperation“ für beide Gemeinden Ende Mai 1995 erfolgte im August eine Fragebogen-Aktion des Pfarrgemeinderates, die ein eindeutiges Votum für die Zusammenarbeit mit der Pfarre St. Winfried ergab. Aufgrund dieses Ergebnisses entschied der PGR von St. Elisabeth im Sinne des Mehrheitsvotums. Der PGR von St. Winfried hatte sich einen Tag vorher, am 1. September 1995, bereits für eine Kooperation mit St. Elisabeth ausgesprochen. Die formale Zustimmung der bischöflichen Behörde wurde im November bekannt gegeben. Anfang 1996 wurde zunächst eine gemeinsame Gottesdienstordnung für die Ferienzeit vereinbart, die so ausgerichtet war, dass beide Gemeinden von einem Priester allein seelsorgerisch betreut werden konnten. Außerdem sollte damit begonnen werden, einmal im monatlichen Wechsel der beiden Pfarrer die „Gemeinden zu tauschen“. Die Verbände in beiden Gemeinden wurden zur formlosen Kontaktaufnahme aufgefordert.

Die Entwicklung nahm dann einen unvorhergesehenen Verlauf, als der Pfarrer von St. Winfried, Pastor Ludger Füth, im Sommer des Jahres 1996 verstarb. Der Bischof betraute unseren Pastor mit dem Amt des „Pfarrverwesers“ von St. Winfried, kurze Zeit später erfolgte die Ernennung zum Pfarrer. Die Gottesdienstordnung musste – und jetzt nicht mehr nur für die Ferienzeit – der neuen Situation angepasst werden. Die Sonntagsmesse um 9:30 Uhr in Schonnebeck entfiel; es blieben eine Vorabendmesse um 18:30 Uhr und die Sonntagsmesse um 11:00 Uhr. St. Winfried behielt zwei Messen wie bisher mit geänderten Zeiten, die Vorabendmesse um 17:00 Uhr, die Sonntagsmesse um 9:30 Uhr. Für die Gottesdienste in der Karwoche, an den Oster- und Weihnachtstagen wurden jährliche Wechsel zwischen beiden Gemeinden festgelegt. Wie nicht anders zu erwarten, gab es „hüben wie drüben“ unterschiedliche Reaktionen, die einen nahmen es als einzig sinnvolle Lösung hin, die anderen lehnten die geänderten Zeiten oder das „Wechseln“ oder auch beides ab. Die Kirchenbesucherquote, die in Schonnebeck 1996 noch bei 12,6% gelegen hatte, fiel in 1997 auf 8,3% zurück.

Die in 1992 entfachte Reiselust der Gemeinde hielt auch weiterhin an, wie die folgende Zusammenfassung zeigt:

1996
Bildungs- und Pilgerreise nach Frankreich vom 9. bis 21. September mit 3 Tagen Aufenthalt in Lourdes.

1998
Gemeindereise in die Toskana vom 4. bis 16. Mai, viele Höhepunkte, u.a. Florenz.

1999
Studien- und Pilgerreise nach Israel und Jordanien vom 21. April bis 5. Mai, ausge-richtet vom Kirchenchor im Rahmen seines 100-jährigen Jubiläums.

2000
Bildungs- und Pilgerreise durchs Frankenland nach Oberammergau zu den Passionsfestspielen.

Im Anschluss an die Reise nach Oberammergau sank das Stimmungsbarometer in der Gemeinde, es wurde unruhig. Pastor Ferdinand Serres, nachdem er sich einer Bypassoperation unterzogen und die Rehabilitationsmaßnahme recht gut überstanden hatte, nahm aus persönlichen Gründen den Dienst als Pfarrer der Gemeinden St. Elisabeth und St. Winfried nicht mehr auf. Ab September 2000 war die Stelle des Pfarrers in beiden Gemeinden vakant.

Die Gemeinden überstanden diese Krise dank der hohen Bereitschaft vieler Gemeindemitglieder, die den – mittlerweile auch gemeinsamen – Diakon Franz-Josef Kaminski tatkräftig unterstützten. Noch vor dem Jahresende 2000 erfuhren die Gemeinden, dass der Bischof einen neuen Pfarrer ernannt hatte, es war Pfarrer Arno Sassen, bisher Leiter der Gemeinde St. Maria Rosenkranz in Essen-Bergeborbeck. Mit den Tagen der Pfarreinführung am 3. Februar 2001 in St. Elisabeth, am 4. Februar 2001 in St. Winfried, kehrte die Normalität ins Gemeindeleben zurück.

Mittlerweile verstärkte das Bistum den Druck auf die Gemeinden, den Kooperationen möglichst schnell die Fusion folgen zu lassen. Im Herbst 2001 wurde nach Beratungen im Pfarrgemeinderat, in gemeinsamen Pfarrversammlungen und Sondergremien von den Kirchenvorständen die Fusion einvernehmlich wie folgt entschieden: „Der Kirchenvorstand beschließt den Zusammenschluss der Gemeinden St. Elisabeth und St. Winfried durch Umpfarrung der Gemeinde St. Winfried möglichst zum 1. Januar 2002, spätestens zum 1. April 2002.“

Mitte Januar 2002 erhielten wir die Bestätigung der Beschlüsse in Form der Urkunde des Bistums Essen sowie der Urkunde der Bezirksregierung Düsseldorf. Ein gemeinsamer Pfarrgemeinderat, den es seit dem Herbst 2001 mit Blick auf die Fusion schon gibt, und ein ab 2003 größerer Kirchenvorstand waren die ersten unmittelbaren Auswirkungen der Fusion. Die Gemeinde St. Winfried wurde als Seelsorgebezirk unter dem gleichen Namen fortbestehen.

Ein „Winfrieder“ drückte seine Empfindungen zur vollzogenen Fusion wie folgt aus: „Viele Jahre haben wir uns aneinander gewöhnt und festgestellt: Wir können und wir wollen miteinander. Seit dem ersten Januar haben wir die Verpflichtung füreinander – wie in einer guten Ehe.“ (N U L, I.02)

Termine - Termine - Termine

Aktueller oder geplanter Live-Stream

Social Media Auto Publish Powered By : XYZScripts.com