Adventsfenster 8 (2020)

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Geheimnis Advent

Eigentlich kennen wir das aus alten Märchen – und die erzählen in ihrer Sprache und ihren Bildern viel vom Leben: Wer einem „Geheimnis“ begegnet – und diesem Geheimnis offen gegenübertritt, sei es die verwunschene Prinzessin, der böse Drache, das Einhorn – der kann sich auf Abenteuer gefasst machen. Wer Geheimnisse im Leben zulässt, der kann und wird was erleben. Und so kommt es wohl auch nicht von ungefähr, dass das ursprünglich lateinische Wort „Advent“ und das englische Wort „adventure“, auf Deutsch „Abenteuer“, auf die gleiche Sprachwurzel zurückgehen. Wer sich auf das Geheimnis der Menschwerdung Gottes einlässt, wer dem Geheimnis der Weihnacht offen gegenübersteht –  der kann und wird was erleben.  Abenteuer Advent.

Andererseits: Wer das Geheimnis von Weihnachten verstehen will, der braucht den Advent – der braucht die Zeit, in der wir eingeladen sind, neu leben zu lernen, uns neu auf das Abenteuer Leben einzulassen. Wer Weihnachten feiern will, der braucht diese Wochen, die uns daran erinnern und darauf vorbereiten wollen, was Weihnachten eigentlich für uns bedeutet. Wer Weihnachten wirklich feiern will, der braucht das Abenteuer Advent, damit Weihnachten werden kann.

Advent lässt sich deshalb nur verstehen und entsprechend gestalten, wenn man diese Zeit von hinten her buchstabiert, wenn man von Weihnachten her denkt. Und genauso wenig, wie Weihnachten nur ein Datum in unserem Terminkalender sein will, genauso wenig sind diese Wochen vor Heiligabend lediglich die Zeit vom 1. Adventsonntag bis zum 24. Dezember, genauso wenig sind diese Wochen nur eine Zeit der Plätzchen und des Einkaufens, von Stress und Weihnachtspost und Adventskranz und „Wir sagen euch an“ und und und …

Abenteuer Advent – das ist warten und lauschen, ob sich irgendwas tut. Das ist suchen und sich auf den Weg machen. Das ist mitten im Dunkel den Stern sehen und ihm trauen. Das ist träumen und wünschen, hoffen und ersehnen. Das ist nicht zufrieden geben mit dem, was ist – das ist sich ausstrecken nach dem, was noch nicht ist – aber was sein könnte. Das ist sehnsüchtig sein nach mehr Leben und Lebendigkeit, das ist Ausschau halten nach Gott in meinem Leben. Das ist staunen können, wach sein, hellwach – und hinschauen, hinschauen auf mein Leben, auf diese Welt.

Und damit fängt das Abenteuer schon an: Das Unsagbare hören, dem Unglaublichen trauen, sich aufmachen, sich auf den Weg machen.

Wer sich dem Geheimnis der Weihnacht nähert, der lässt sich ein auf das Abenteuer, auf das Abenteuer Advent …

(Andrea Schwarz)

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Die Verdrängung des Mystischen durch die Kirchen

Schlimmer und fortwährender Skandal,
der nicht länger zu ertragen ist.
Weil „wir nicht wissen, wer wir sind“ – 
Wie Hildegard es ausdrückte -,
ist die menschliche Zivilisation so müde,
depressiv und phantasielos
im Umgang mit Arbeitslosigkeit,
Umweltverschmutzung,
der verzweifelten Jugend,
Ungerechtigkeit und Ungleichheit.
Solch eine Zivilisation 
fördert im Grunde Süchte:
nach Drogen, Verbrechen, 
Alkohol, Konsum Militarismus.
Sie ermutigt uns, den Sinn im Leben
und den Schutz vor Feinden
in äußeren Stimulantien zu suchen,
weil wir unsere innere Kraft
so bedauerlich verloren haben.
Sie lässt die Armen in noch größere Armut fallen,
die Bequemen in eine unendliche Fülle
von Luxusartikeln
und die dazwischen in Groll
sowohl gegen Arme wie gegen Reiche.
Denn eine solche Kultur weiß nichts
und lehrt nichts
über das Finden echter Kraft.
(Matthew Fox)

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