Seit vielen Jahren war es unserer Gemeinde üblich, dass der Priester während der Feier des Abendmahles am Gründonnerstag zwölf Personen die Füße wusch. Sowohl Frauen als auch Männer, sowohl Kinder als auch Jugendliche setzten sich dazu rund um den Altar. Natürlich ging es dabei nicht um eine Reinigung, sondern der symbolische Vorgang – Das Gießen von frischem Wasser über einen Fuß und anschließendes Abtrocknen – sollte die Anwesenden daran erinnern, dass Jesus genau diesen Dienst seinen Jüngern am letzten Tag vor seinem Tod erwiesen hat.
In diesem Jahr wird es aus bekanntem Grund keinen Gottesdienst mit Fußwaschung in unseren Kirchen geben. Stattdessen sind wir gehalten, allein mit unserer jeweiligen häuslichen Gemeinschaft zu Hause zu feiern. Finden deswegen überhaupt keine Fußwaschungen statt? Keineswegs! Denken wir daran, dass in den Alten- und Pflegeheimen natürlich auch während der Karwoche dieser Dienst – wie das obige Bild zeigt – an den BewohnerInnen geleistet wird, und das unter den aktuell schwierigen Bedingungen. Dafür gebührt den MitarbeiterInnen in der Pflege unser Dank, gerade auch in der Karwoche!
Es gab aber, neben der Fußwaschung, über viele Jahre noch eine andere Tradition in unserer Kirche Sankt Joseph. Während des Gottesdienstes wurde vom Priester ein Brotsegen über Körbe mit Brötchen gesprochen und diese gesegneten kleine Brote wurden dann im Anschluss an die Anwesenden verteilt. Zuhause in der Familie sollten die Brötchen dann gemeinsam im Gedenken an das letzte Abendmahl gegessen werden.
Diesen Brauch können wir auch in diesem Jahr aufnehmen. Der Brotsegen kann von jedem auch zu Hause erteilt werden und dafür braucht es keinen Priester! Während wir mit der Hand ein Kreuzzeichen über dem Brot machen, können wir folgenden Segen sprechen:
Wir bitten Dich, Gott, um Deinen Segen für dieses Brot, das wir heute am Gründonnerstag miteinander teilen wollen. Gott, Du Brot unseres Lebens, wir danken dir für das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Dein Sohn hat Brot gesegnet und es Hungrigen zu essen gegeben. Am Abend vor seinem Leiden gab er sich selbst im Zeichen des Brotes seinen Jüngerinnen und Jüngern zur Speise. In seinem Namen bitten wir, lege deinen Segen auf dieses Brot. Richte uns auf und mache unsere Hoffnung stark. Lass uns getröstet die Kar-und Ostertage begehen und gib uns Kraft und Zuversicht in diesen schwierigen Zeiten. Lass uns Freude und Leid teilen und füreinander achtsam bleiben. Festige den Zusammenhalt in unseren Familien und Gemeinschaften. Darum bitten wir dich von Herzen. Gott, segne dieses Brot.
Es gibt auch von Seiten des Bistums Essen Vorschläge für Gottesdienstfeiern zu Hause an Gründonnerstag. Zwei dieser Vorschläge können Sie sich hier herunterladen:
– Gottesdienst an Gründonnerstag
– Familiengottesdienst an Gründonnertag
Beide Ereignisse, der Segen über Brot und Wein beim letzten Abendmahl und auch die Fußwaschung, haben über viele Jahrhunderte den Künstlern Anregungen für ihre Arbeit gegeben. Sehen wir je ein Beispiel, wie im 16. Jahrhundert die berühmten Glasmaler der Familie Crabeth in den Niederlanden die Szenen dargestellt haben. Sie sind heute in der Sint Janskerk in Gouda zu bewundern: