Der Bau der Kirche Sankt Joseph
Nachdem nunmehr die finanzielle Grundlage geschaffen war, begannen eifrige Studien über Stil und Größe der zu erbauenden Kirche. Nach mehreren Besichtigungen und eingehender Beratung mit dem Herrn Generalvikar wurden Plan- und Kostenanschlag beim Baumeister Heinrich Nagelschmidt in Köln in Auftrag gegeben und nach Fertigstellung der bischöflichen Behörde zur Genehmigung eingereicht, die auch unterm 28. Nov. 1886 erfolgte.
Herr Vikar Schüller, der noch als Eigentümer des Grundstückes eingetragen war, suchte jetzt die staatliche Genehmigung zu erlangen. Von dem Landrat wurde aber zunächst die Genehmigung verweigert mit der Begründung, dass der Kirchenvorstand von Stoppenberg den Bau einer Kirche in Katernberg beantragen und bewirken müsse.
Es begannen längere, zuweilen nicht ganz angenehme Verhandlungen mit dem Kirchenvorstand in Stoppenberg, die schließlich am 8. Mai 1887 zu einem Vertrage führten, nach welchem sich der Kirchenvorstand in Stoppenberg bereit erklärte, in Katernberg eine kath. Kirche zu erbauen, wogegen die unterzeichneten Interessenten von Katernberg sich solidarisch verpflichteten, die ganze Bausumme, die sich auf etwa 140.000 Mark belaufen würde, aufzubringen und den Bevollmächtigten des Kirchenvorstandes nach Bedarf der Bauausführung rechtzeitig zur Verfügung zu stellen.
Im Febr. 1888 traf die staatliche Genehmigung ein und am 13. März des Jahres wurde vom Kirchenvorstand in Stoppenberg der Neubau der kath. Kirche ausgeschrieben.
Inzwischen hatte man mit den Vorarbeiten zum Bau bereits begonnen. In den Jahren 1885 – 1887 war auf dem Grundstück, auf dem die Kirche errichtet werden sollte, geziegelt worden. In zwei Ziegeleien wurden 2.096.000 Ziegelsteine hergestellt. Die Gesamtkosten dieser beiden Ziegeleien beliefen sich auf 17.614 Mark. Es wurden noch 84.119 Ringofensteine gekauft und von diesen Steinen wurden Kirche, Pastorat und Gartenmauer gebaut.
Auf dem Bauplatz entwickelte sich nun ein reges Leben. Im Mai 1888 wurde der erste Stein gelegt und mit den Fundamentierungsarbeiten begonnen. Der Bau schritt rüstig vorwärts. Am 29. Juli 1888 wurde das Fest der Grundsteinlegung gefeiert. Die Kirche war bis auf halbe Fensterhöhe der Seitenschiffe vollendet. Groß waren die Vorbereitungen zu diesem Feste, die Häuser geschmückt, die Straßen geziert, Triumphbogen errichtet.
Der Grundstein ruhte auf einem Gestell auf dem Schulhof der Kreuzschule. Hier versammelten sich die Gläubigen und um 4 Uhr zog eine Prozession vom Schulhof aus zum Bauplatz. Der reichbekränzte Grundstein wurde von Mitgliedern des Knappenvereins getragen. Gegen 100 weißgekleidete Mädchen mit Lilien und Rosensträußen gingen dem Grundstein voran und „Engelchen“ trugen die seidenen schleifen desselben. Ergreifend war es, als von dem reichgeschmückten Schulhof unter den Klängen der Musik die nach Tausenden zählende Menge sich in Bewegung setzte und das Lied sang „Herr, ich glaube“ und sodann der Kirchenchor den herrlichen Psalm anstimmte „Wie lieblich sind Deine Wohnungen, Herr der Heerscharen“. Einen prächtigen Anblick gewährte die Umgebung der Baustätte, besonders das halbfertige Gotteshaus, dessen zahlreiche Gerüststangen in buntem Fahnenschmuck prangten und dessen Inneres mit Grün und prächtigen Girlanden geschmückt war. Nachdem sich der Bau mit Andächtigen gefüllt hatte, wurde die Urkunde verlesen und zusammen mit kleinen Steinchen aus den Katakomben des Kolosseums in Rom und des Circus Maximus zu Verona, die Herr Vikar Schüller von einer Italienreise mitgebracht hatte, in einem Glaszylinder verschlossen und in den Grundstein gelegt. Nach den feierlichen Gebeten und Segnungen versenkte man den Grundstein in das Fundament hinter dem Hochaltar. Unter dem Gesang „Großer Gott, wir loben Dich“ schloss die kirchliche Feier, worauf im Wennerschen Saal die weltliche Feier stattfand.
Im Laufe des Jahres 1888 wurde der Bau der Kirche soweit fertiggestellt, dass schon im Dezember bereits das Dach aufgesetzt werden konnte. Die Gesamtbaukosten betrugen 102.000 Mark.
Nachdem der Rohbau der Kirche vollendet war, handelte es sich im Jahre 1889 darum, die notwendigste Inneneinrichtung zu schaffen und die Kirche für den Gottesdienst einzurichten. Durch Schenkungen und Sammlungen, besonders auch durch die eifrige Tätigkeit des im Jahre 1887 gegründeten Marienvereins war es dem Herrn Vikar Schüller möglich geworden, auch dieses Werk bis Ende des Jahres durchzuführen.
Dem großen Wohltäter der Gemeinde, dem unvergesslichen Herm. Distelbeck war es nicht vergönnt, den Tag der Vollendung und Einweihung zu erleben. Am 31. August 1889 starb er im katholischen Krankenhause zu Stoppenberg im Alter von beinahe 81 Jahren, nachdem er noch auf dem Sterbebette einen weiteren Betrag von 5.605 Mark in bar der hiesigen kath. Kirchengemeinde vermacht hatte. Unter großer Beteiligung wurde er in Stoppenberg beigesetzt in der Absicht, ihn umzubetten, sobald in Katernberg ein Friedhof genehmigt sei.
In diesem Jahre wurde auch das Pastorat gebaut. Das Geld hierfür streckte Herr Vikar Schüller vor, der Bau war also zunächst ein privater. Die Baukosten betrugen 26.250 Mark.
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