Pfarrrektor Joseph Schüller, 17. April 1890 – 22. Januar 1892
Der sonntägliche Gottesdienst in der Kirche zu Katernberg wurde zunächst von Stoppenberg aus besorgt und zwar abwechselnd von Vikar Schüller und Vikar Leuchter. Herr Vikar Schüller wurde dann zum Rektor der neuen Kirchengemeinde ernannt und am 17. April 1890 in feierlichem Zuge von der begeisterten Gemeinde eingeholt und nahm an diesem Tage Wohnung in dem neuen Pastorat.
Rektor Peter Joseph Matth. Schüller war geboren am 28. Okt. 1846 zu M.-Gladbach, zum Priester geweiht am 24. Aug. 1870, zum Vikar von Wahn ernannt am 21. Sept. 1870, zum Vikar in Stoppenberg am 1. Juli 1873. Als ihm am 26. März 1890 die Rektorstelle in der jungen Gemeinde Katernberg übertragen war, fand er hier so recht ein Feld für seine Schaffenskraft. Was hier bisher schon erreicht, war ja sein Werk. Kirche und Pastorat waren gebaut, doch eine drückende Schuldenlast von 65.000 Mark ließ die Zukunft nicht rosig erscheinen. Mit Mut und Gottvertrauen ging er ans Werk.
Am 14. April 1890 traf vom Erzb. Generalvikariat die Genehmigung zur Abhaltung des 40stündigen Gebetes am Feste St. Joseph, des ewigen Gebetes am 18. August ein.
In der Zeit vom 28. Sept. bis 5. Oktober 1890 war die erste hl. Mission in der Gemeinde. Der Opfermut der Gläubigen bei dieser Gelegenheit ermöglichte eine wesentliche Bereicherung der Einrichtungsgegenstände der Kirche. So wurde auch der Missionsaltar beschafft, wozu der hochw. Herr Rektor wiederum eine Stiftung von 2.000 Mark machte.
Am 5. April 1891 fand zum ersten Male die Feier der ersten hl. Kommunion in der neuen Kirche statt.
Sehr große Schwierigkeiten entstanden der kath. Kirchengemeinde bei der Schaffung eines Friedhofs. Nachdem die Firma Haniel nochmals 1.000 Mark geschenkt hatte zur Beschaffung eines passenden Geländes, wurde schließlich nach langen Verhandlungen vom Herrn Rektor Schüller ein 7 Morgen großes Grundstück zum Preise von 17.500 Mark an der Stelle gekauft, wo jetzt Schacht 3 liegt. Dadurch stieg die Gesamtschuld der kath. Gemeinde weit über 80.000 Mark. Das Grundstück wurde eingefriedet, Wege wurde angelegt. Die bischöfliche Genehmigung wurde erteilt, die Genehmigung der weltlichen Behörde stand in Aussicht. Da kam – eine wunderbare Fügung Gottes – ein Vertreter der Zeche Zollverein mit dem Anerbieten, dieses Grundstück zu kaufen oder gegen ein anderes zu tauschen; dass die Zechenverwaltung dasselbe benötige zur Anlage eines neuen Schachtes. Herr Rektor Schüller nahm dieses Anerbieten an und am 1. Juni 1891 wurde dann ein gegenseitiger Vertrag abgeschlossen, nach welchem die kath. Kirchengemeinde ein gleichgroßes Grundstück – die jetzige Friedhofsanlage – erhielt und die Zeche Zollverein eine Entschädigungssumme von 20.000 Mark zahlte.
Den Menschen Gedanken sind nicht Gottes Gedanken. Herr Rektor Joseph Schüller, der jahrelang mit unermüdlichem, selbstlosem Eifer für die kath. Gemeinde gewirkt, der der Gemeinde die Kirche erbaut, das Pfarrhaus errichtet und nun noch den schöngelegenen Friedhof verschafft hatte, sollte der Erste sein, der auf dem neuen Friedhof beerdigt wurde. Am 15. Januar 1892 erkrankte der hochw. Herr an einer Lungenentzündung, von der er nicht mehr genesen sollte. In einem hochherzigen Testamente, das er am 19. Jan. auf dem Sterbebette machte, setzte er die kath. Kirche Katernberg zur Universalerbin seines nicht unbeträchtlichen Vermögens ein. Am 22. Januar entschlief er sanft im Herrn. Die schmerzliche Kunde von dem Tode des großen, unvergesslichen Wohltäters der Gemeinde erweckte überall die innigste Teilnahme. Mit den zahlreichen Tränen der Pfarrkinder vereinigten sich deren Gebete für die Seelenruhe des Verstorbenen. Am 26. Januar wurde der verdienstvolle Seelenhirte unter großer Beteiligung zur letzten Ruhe bestattet. Auf seinem Totenzettel wurde um den Almosen des Gebetes für seine Seele gebeten, damit sie desto eher ruhe in Gottes Frieden.
Aus dem Nachlass von Pfarrrektor Joseph Schüller befandt sich bis zum Jahr 2016 noch ein Messkelch im Besitz der Gemeinde St. Joseph. Unglücklicherweise wurde dieser jedoch gestohlen, so dass dieses Bild die einzige Erinnerung an diesen schönen Kelch ist.