Samstag, 21. Dezember 2024
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Der Neubau der Kirche Sankt Anno

(Quelle: Festschrift zum 10jährigen Bestehen des Pfarrbezirks St. Anno)

Betrachtet man die örtliche Geschichte unseres Pfarrbezirks, so findet man Anfänge eines kirchlichen Gemeindelebens auf dem Feldhaushof, der etwa dort stand, wo sich heute das Verwaltungsgebäude der Kokerei Zollverein befindet. Auf diesem Bauernhof, der zur Johannispfarrei in Essen gehörte, wurde zu Zeiten des Stiftes Essen von einem Geistlichen Christenlehre für die nördlichen Teile von Stoppenberg, Altenessen und Katernberg erteilt. Dieses, dem Unterricht dienende Gebäude mit viereckigem Holzdach, runder Kuppel und Kreuz, wurde in den Jahren 1862/63 abgebrochen.

Von diesen Anfängen bis zur heutigen Gemeinde „St. Anno“ war es ein weiter Weg. Nachdem die Notkirche im Jahre 1968 gebaut war, erhielt der Architekt Mebes, Essen, den Auftrag, ein Gemeindezentrum mit Kirche, Pfarrhaus, Kindergarten und Pfarrsaal zu planen. Nach dieser Planung wurden das Pfarrhaus und der Kindergarten im Jahre 1971 ausgeführt. Die finanzielle Situation des Bistums und unserer Gemeinde verhinderten zu diesem Zeitpunkt den Kirchenbau. Besondere Umstände in der folgenden Zeit ließen die Ausführung des Kirchenbaus nach den Plänen des Architekten Mebes nicht mehr zu. Mit der Benennung des neuen Seelsorgers, Herrn Kaplan Otto Sobiech, und der Bildung eines neuen Pfarrgemeinderates kamen die Gespräche um den Kirchenneubau 1974 wieder in Gang. Da nach den alten Plänen nicht mehr gebaut werden konnte, bildete sich im April 1975 aus dem Pfarrgemeinderat und dem Kirchenvorstand der Bauausschuss, um zu klären, welchen Architekten man mit der Planung und dem Bau der neuen Kirche beauftragen könnte.

Zu diesem Zweck führte der Bauausschuss am 13. April 1975 eine Besichtigungsfahrt durch. Es wurden die Kirchen St. Franziskus in Bottrop-Welheim, Hl. Geist-St. Barbara in Herne-Röhlinghausen, St. Georg in Duisburg-Hamborn und St. Matthäus in Düsseldorf-Garrath, die zwischen 1962 und 1972 gebaut waren und unseren Raumanforderungen ungefähr entsprachen, besichtigt. Die Kirchen unterschieden sich grundsätzlich in ihren Grundformen, der Architektur und den verwendeten Werkstoffen. Den stärksten Eindruck hinterließ die Kirche HI. Geist-St. Barbara in Röhlinghausen. Sie überzeugte durch ihre einfachen Konstruktionselemente, ihre sakrale Wirkung des Kirchenraumes und die eingesetzten Werkstoffe. Für das Bauwerk zeichneten die Architekten Legge und Legge-Suwelack, Bonn, verantwortlich. Das Ergebnis der Besichtigungsfahrt wurde dem Pfarrgemeinderat und dem Kirchenvorstand vorgetragen. Beide Gremien kamen überein, das Bistum zu bitten, die Architekten Legge und Legge-Suwelack mit der Vorplanung der neuen Kirche zu beauftragen. Dieser Bitte wurde vom Bistum entsprochen.

Nach Orientierungsgesprächen mit den Architekten kam es am 9. Juni 1975 zur ersten Planungsbesprechung in St. Anno. Hier, wie auch bei allen folgenden Besprechungen und Entscheidungen waren immer beteiligt die Architekten, der Kirchenvorstand und der Bauausschuss. In dieser ersten Besprechung wurde die Aufgabenstellung nach dem derzeitigen Stand des absolut Notwendigen und dem, was wünschenswert erschien, erarbeitet. Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Bis zum 17. Juli 1975 fanden weitere drei Mammutbesprechungen statt. Mit diesen Planungsbesprechungen wurde erreicht, dass die Vorplanung noch vor den großen Ferien 1975 dem Bistum genehmigungsfähig vorgelegt werden konnte. Gleichzeitig mit dem Einreichen der Vorplanung wurde der Antrag auf Finanzierung des Bauvorhabens gestellt.

Während dieser kurzen Besprechungsphase stellte das Architektenteam Lösungsmöglichkeiten an Hand von Entwurfszeichnungen und Modellen vor. Alle Entwürfe waren getragen von dem Grundgedanken, eine Beruhigung in den Formenwirrwarr zu bringen, der sowohl von dem Grundstück selbst ausging, wo bereits der Kindergarten, das Pfarrhaus und die Notkirche standen, wie auch vom Gesamtbild der Umgebung, wo hohe Wohnblocks verschiedener Art und Form entstanden. Mit der Beschränkung auf einfache Grundformen und unkomplizierte geometrische Elemente sollte erreicht werden, dass die Kirche trotz bescheidener Ausmaße mit einer schlichten Großzügigkeit unverwechselbar und selbständig in ihrer Umgebung bestehen kann. Nach heftigen Diskussionen in dem Planungsgremium entschied man sich zwar nicht einstimmig, so doch mit großer Mehrheit für diese Lösung.

Nach dieser Zeit großer Betriebsamkeit kam von der Bischöflichen Behörde im September 1975 der Bescheid, dass wegen der schlechten Finanzlage für das Jahr 1976 keine Investitionsrate für den Kirchbau St. Anno eingeplant werden kann. Trotz dieser betrüblichen Nachricht gingen die Planungsarbeiten weiter. Im Januar 1976 wurde der Vorentwurf von der Kunstkommission und der Dezernentenkonferenz im Bischöflichen Generalvikariat genehmigt. Die nun folgende Zeit ist ausgefüllt mit Finanzierungsgesprächen, ingenieurmäßiger Bearbeitung des Projektes einschließlich der Ausschreibung der einzelnen Gewerke bis zur Vergabereife, sowie dem behördlichen Baugenehmigungsverfahren. Bei den Vermessungsarbeiten auf dem Gelände wird endgültig klar, dass das als Versammlungsraum dienende „Haus am Weg“ in die Baugrube hineinragt und versetzt werden muss. Inzwischen ist im September 1976 die Fa. Sommer mit der Ausführung der Rohbauarbeiten beauftragt worden. Es konnte mit ihr eine Vereinbarung getroffen werden, dass das „Haus am Weg“ abgebrochen und von der Fa. Sommer für die Bauzeit eine Baubaracke als Versammlungsraum aufgestellt wird. Das „Haus am Weg“ wurde von dem Kleingärtner-Verein Stoppenberg als Versammlungsraum erworben.

Der Tag des ersten Spatenstichs

Endlich ist es soweit! Am 21. Oktober 1976 findet um 18:30 Uhr der „erste Spatenstich“ statt. Getreu dem Sprichwort „Wer bauen will, muss fröhlich sein“ findet im kleinen Kreis der Aktiven, die so zäh um den Kirchenneubau gerungen haben, ein zünftiger Umtrunk statt. Einige Teilnehmer sollen auf dem Nachhauseweg Schwierigkeiten gehabt haben. Die Grundsteinlegung ist für den 4. Dezember 1976 am Patronatsfest vorgesehen. Doch dazu kommt es nicht, da die Baufirma Sommer am 25. November 1976 beim Amtsgericht Essen Konkurs angemeldet hat. Durch umsichtiges Handeln der Bauleitung wird erreicht, dass der Schaden für die Kirchengemeinde in tragbaren Grenzen bleibt. Es wird die Fa. Brüggemann mit der Fortführung der Bauarbeiten beauftragt. Nach einer Stillstandszeit von nur vier Wochen konnten die Bauarbeiten fortgeführt werden.

Grundsteinlegung

Nach der Fertigstellung der Fundamente und der Betonarbeiten findet die Grundsteinlegung am 19. März 1977 im Rahmen eines Wortgottesdienstes statt. Im Auftrag des Bischofs leitet Herr Dechant Karl Zurnieden den Gottesdienst, hält die Ansprache, segnet den Grundstein und die Fundamente. Herr Rektor Sobiech verliest die Urkunde, lässt sie mit den erforderlichen Unterschriften versehen und versenkt die Urkunde mit anderen zeitgenössischen Dokumenten in einer Schatulle aus nichtrostendem Stahl.

Richtfest in St. Anno

Kaum ist der Grundstein gelegt, so kommen auch schon die großen Leimbinder, die die Haupttragkonstruktion der Pyramide bilden, auf die Baustelle. Mit großer Freude wird der gute Fortschritt der Bauarbeiten beobachtet. Die Zimmerleute treiben die Arbeiten so voran, dass schon am 3. Juni 1977 das Richtfest stattfinden kann. Für das Richtfest hat die Gemeinde das neue Gotteshaus mit Birkengrün geschmückt. Im Innenraum der Kirche sind Marktstände mit Getränke- und Würstchenbuden aufgestellt. Es bahnt sich ein richtiges Pfarrfest an. Nach dem Richtspruch des Zimmermanns wird der Richtkranz hochgezogen. Von den Herren Pastor Schmitz und Rektor Sobiech werden herzliche Worte des Dankes an die Bauleute und an alle jene, die zum Gelingen des Bauwerks beigetragen haben, gerichtet. Der Kinderchor St. Anno hebt mit fröhlichen Liedern die Stimmung des Festes. Nach alter Sitte muss der Nagelbalken her. Es ist ein Fest so recht nach dem Geschmack der Gemeinde St. Anno.

Während die Bauarbeiten fortschreiten, laufen die Planungsarbeiten für den Innenausbau und die äußere Gestaltung weiter. Es werden vom Bauausschuss Besichtigungsfahrten durchgeführt, um entscheidungsfähig für die Ausgestaltung des Innenraumes zu werden. Die eingehenden Angebote weisen Verteuerungen auf, die zum Überziehen der Bausumme führen. Da der Pfarrbezirk von seinen Einkünften her eine arme Gemeinde ist, ist die Gemeinde stets auf das Wohlwollen der Finanzleute im Bistum angewiesen. Dank des Verständnisses der „Banker“ beim Bistum, konnten die aufgetretenen finanziellen Schwierigkeiten gemeistert werden.

Dem aufmerksamen Gemeindemitglied dürfte nicht entgangen sein, dass die Fertigstellungstermine sich arg verzögerten. Diese zeitlichen Verzögerungen mussten, um nicht die Qualität der Arbeit zu gefährden, unwillig in Kauf genommen werden. Die so einfach scheinenden geometrischen Grundformen stellten in der Ausführung höchste Ansprüche an das handwerkliche Können.

Wenn nach Abschluss aller Arbeiten die Gemeinde St. Anno ein gelungenes Bauwerk besitzt, wird sie die Verschiebung des Fertigstellungstermins leicht verschmerzen.

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